Fabian Bohn
Stephanie Morcinek
Arzt Julian Serly
Nackenschmerzen
Kurzfassung
- Nackenschmerzen können bis in den Hals, die Schultern und den Kopf ausstrahlen und mit Bewegungseinschränkungen und einem Taubheitsgefühl einhergehen.
- Häufig werden Nackenschmerzen durch Muskelverspannungen und Fehlhaltungen ausgelöst.
- Neben Medikamenten stehen zahlreiche sanfte Behandlungsmethoden zur Verfügung, darunter etwa Akupunktur.
Nackenschmerzen: Volkskrankheit mit vielfältigen Ausprägungen
Der Nacken spannt und schmerzt, oftmals ist der Hals steif, die Schmerzen strahlen bis in die Schultern oder die Arme aus, mitunter treten Taubheitsgefühle in den Fingern auf: Unter Nackenschmerzen leidet circa jeder zweite Bundesbürger zumindest gelegentlich. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
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Welche Ursachen können Nackenschmerzen haben?
Nackenschmerzen können aus vielen Gründen hervorgerufen werden:
- Muskelverspannungen durch Fehlhaltungen oder Zugluft
- Verschleiß, vor allem im Alter
- Verletzungen nach Unfällen (Schleudertrauma)
- Rheumatische Erkrankungen
- Fibromyalgiesyndrom
- Infektionen
- Tumore
- Knochenerkrankungen
Ernste Auslöser für Nackenschmerzen sind eher selten. Muskelverspannungen bleiben die häufigste Ursache.
Wer ist betroffen?
Wenn der Nacken schmerzt, ist dies selten die Folge eines isoliert auftretenden Ereignisses, wie einer unbequemen Schlafposition oder Zugluft. Vielmehr werden die Muskeln mit der Zeit überlastet, dazu kommen dauerhafte Fehlhaltungen, die schließlich zu Schmerzen und Verspannungen führen. Besonderes betroffen sind Menschen, die:
- häufig und lange am Computer arbeiten.
- berufsbedingt lange „über Kopf“ arbeiten.
- sich wenig bewegen.
- unter altersbedingten Verschleißerscheinungen an Nacken oder Schultern leiden.
Auch einige Sportarten können Verspannungen im Nacken auslösen, z. B. Brustschwimmen oder Radfahren in gebeugter Position.
Wer unter akuten seelischen Belastungen steht (z.B. beruflicher oder persönlicher Stress, Angststörungen), spannt oft unterbewusst die Muskulatur im Nacken- und Schulterbereich an. Auch hier können dauerhafte Nackenschmerzen die Folge sein.
Welche Ärztin bzw. welcher Arzt ist zuständig und wie wird die Diagnose gestellt?
Erster Ansprechpartner bei Nackenschmerzen ist die Hausärztin/der Hausarzt oder der Orthopäde. Hier gibt das Anamnesegespräch erste Anhaltspunkte für die Ursachen. Hierbei wird in der Regel die berufliche Situation, der Tagesablauf und die Krankengeschichte abgefragt. Zur klinischen Diagnose gehört zudem eine körperliche Untersuchung, die den Körperbau, die Beweglichkeit von Kopf, Hals, Schultern, Armen und Gelenken umfasst.
Des Weiteren sind die Muskelspannung und -kraft, die Reflexe und die Berührungsempfindlichkeit im Fokus der Untersuchung. Mitunter wird auch die Wirbelsäule miteinbezogen, falls der Verdacht besteht, dass die Schmerzen von dort ausstrahlen.
Ergibt die Untersuchung Auffälligkeiten, kann die Ärztin/der Arzt mit bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Computertomografien oder der Magnetresonanztomografie weitere Untersuchungen anordnen.
Welche Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung?
Die exakte Therapie bei Nackenschmerzen hängt von den Ursachen ab. In vielen Fällen lassen sich die Schmerzen auch ohne Medikamente heilen oder sie klingen nach wenigen Tagen oder Wochen von alleine ab. Unterstützend können sanfte Heilmethoden angewendet werden.
Hier finden Sie eine Übersicht über die gängigen Therapiemethoden bei Nackenschmerzen.
Therapie | Wirkungsweise |
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Nackenschmerzen-Medikamente | Leichte Schmerzmittel, wie nicht steroidale Antirheumatika, Entzündungshemmer (nur nach ärztlicher Diagnose) |
Injektionen | Leichte örtliche Betäubungen gegen akute Schmerzen, die in der Folge auch die Muskeln entspannen |
Akupunktur | Schmerzlinderung durch Einstiche in die Meridiane (Leitbahnen in der traditionellen chinesischen Medizin) |
Alexander-Technik | Fehlhaltungen und Muskelverspannungen durch Verhaltensänderung vermeiden |
Physikalische Anwendungen | Massagen und Elektrotherapien zur Muskelentspannung |
Physiotherapie | Vor allem bei chronischen Beschwerden; dient der Muskeldehnung und langfristigen Kräftigung |
Gibt es auch Hausmittel gegen Nackenschmerzen?
Wärme entspannt die Muskulatur und dient dem Wohlbefinden: Warme Halswickel, Bestrahlungen mit Rotlicht oder ein heißes Bad können verspannungsbedingte Nackenschmerzen lindern. Darüber hinaus raten Ärztinnen und Ärzte grundsätzlich zu regelmäßiger Bewegung. Dazu zählen auch Pausen am Arbeitsplatz, insbesondere am Bildschirm und bei bestimmten handwerklichen Tätigkeiten.
Wie kann ich Nackenschmerzen vorbeugen?
Durch Fehlhaltungen und Verspannungen ausgelöste Nackenschmerzen lassen sich häufig durch die Veränderung der Arbeitsplatzbedingungen und des Tagesablaufs verhindern.
Hier finden Sie eine Übersicht der möglichen Maßnahmen:
Maßnahme | Beschreibung |
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Ergonomischer Büroarbeitsplatz |
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Bewegung im Alltag |
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Krafttraining |
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Bewegungstraining |
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Wann sollte ich zum Arzt?
Bei kurzfristigen akuten Schmerzen, die sich durch Wärme und/oder leichte Schmerzmittel behandeln lassen, ist ein Arztbesuch bei Nackenschmerzen häufig nicht notwendig. Es genügt meist, die Ursachen der Verspannungen zu beseitigen, also etwa die Schlafposition zu wechseln, den Arbeitsplatz ergonomisch zu gestalten oder regelmäßige Arbeitspausen einzulegen, beispielsweise bei handwerklichen Tätigkeiten.
Bei anhaltenden und wiederkehrenden Beschwerden ist ein Arztbesuch anzuraten, um die Ursachen abzuklären. Auch wenn Sie zusätzlich zu den Schmerzen Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Fingern verspüren und/oder leichte Lähmungserscheinungen auftreten, ist ein Arztbesuch unbedingt anzuraten.
Fragen und Antworten
Kann ich bei Nackenschmerzen eine Krankschreibung erhalten?
Bei starken, wiederkehrenden und chronischen Schmerzen, die mit Taubheits- und Lähmungserscheinungen einhergehen, ist eine Krankschreibung sinnvoll. Insbesondere wenn Sie körperlich arbeiten oder überwiegend in einer starren Haltung verharren, kann eine zeitweise Krankschreibung bei Nackenschmerzen notwendig sein.
Können Nackenschmerzen Kopfschmerzen verursachen?
Kopfschmerzen sind sogar eine häufige Begleiterscheinung bei Nackenschmerzen. Der Schmerz zieht mitunter bis in die Schultern und den Kopf. Selbst wenn Sie „nur“ unter Kopfschmerzen leiden, können Nackenverspannungen eine mögliche Ursache sein. Spannungskopfschmerzen beginnen häufig im Nacken oder gehen mit Nackenschmerzen einher. Umgekehrt kann der Nacken bei einem Migräneanfall mitbetroffen sein.
Was hilft schnell gegen Nackenschmerzen?
Bei akuten Schmerzen hilft Wärme: Legen Sie ein heißes Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche in den Nacken oder nehmen Sie ein heißes Bad. Bei leichten Schmerzen können Sie die sogenannten Triggerpunkte, also verhärtete Stellen in der Muskulatur, gezielt massieren.
Doch Achtung! Sind mechanische Veränderungen Ursache der Nackenschmerzen, etwa ein Schleudertrauma, sollten Sie keinesfalls selbst Hand anlegen!
So kann TeleClinic helfen
Unsere Ärztinnen und Ärzte helfen Ihnen schnell und unkompliziert im Rahmen einer Zweitmeinung bei der richtigen medizinischen Einschätzung Ihrer akuten, subakuten oder chronischen Nackenschmerzen. Die wichtige Unterscheidung zwischen „nicht-spezifischen“ und „spezifischen“ Nackenschmerzen lässt sich bei guter Zusammenarbeit mit Ihnen als Patient*in gut telemedizinisch treffen. Sollten spezifische Untersuchungen und Therapien außerhalb der Telemedizin notwendig sein kann Ihnen die Ärztin/der Arzt diese ebenso aufzeigen und anstoßen.
Quellen
- https://www.apotheken-umschau.de/gelenke/nackenschmerzen-steifer-hals
- https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_83080026/hausmittel-was-hilft-bei-nackenschmerzen-.html
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/64681/Akupunktur-und-Alexander-Technik-lindern-Nackenschmerzen-in-Vergleichsstudie
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/70320/Wie-Schmerzen-auch-ohne-Medikamente-gelindert-werden-koennen
- Zuletzt aktualisiert: 11. März 2024
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